Erzhüter

Im Heißental bei Alpbach sah einst ein Holzhauer eine Schar riesiger geharnischter Männer stumm vorbeiziehen. Voll Neugierde fragte der Holzhadker den letzten aus der Reihe, wer sie denn seien und wohin sie zögen. Der Riese erzählte, er und seine Kameraden hätten bisher am Thierberg oben Erz gehütet; da das dortige Lager nun erschöpft sei, müssen die Erzhüter in die sogenannten reichen Felder übersiedeln, die an der Berglehne zwischen Alpbach und Zillertal liegen, um dort die tief in der Erde verborgenen Erze sorgsam zu hüten. Man hat auch später trotz mancher Schürfungen nie besondere Erzfunde in den reichen Feldern gemacht, so getreu verwalteten die Erzhüter ihr Amt.

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Auf dem Weg zur Reichenspitze kam einst am Heiligen Abend zu einem Senner ein großer Mann in einem dicken Winterrock und bat, der Senner möge in der Christnacht seine Stube recht tüchtig heizen. Dem Senner kam der Auftrag wohl unerwartet, aber er dachte sich: Probieren wir's und schürte den großen Kachelofen voll mächtiger Scheiter. Als es in der Stube so heiß war, daß man es kaum mehr aushalten konnte, kroch der Senner in die Ecke unter den Tisch, um heimlich zu beobachten, was nun in der Stube vorgehe.

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