Frau Hitt befahl zornentbrannt ihrem Diener, das Kind mit weichen Brotkrumen vom Schmutz zu reinigen. Kaum aber begann der Frevel mit der Gottesgabe, da zog ein
schreckliches Gewitter auf, schwerer Donner rollte durch die Berge, zuckende Blitze zerrissen das Firmament. Als sich der Himmel wieder aufhellte, waren die reichbestandenen Kornfelder
und Obstgärten in eine öde Felsenwildnis verwandelt, aus der das versteinerte Bild der Frau Hitt, die ihren Knaben in den Armen trägt, emporragt zum ewigen Gedächtnis ihres
Frevels.
Eine neuere Fassung der Sage läßt Frau Hitt zur Strafe für eine andere Untat zu Stein erstarren. Als die Königin, hoch zu Roß, einen steilen Bergpfad emporritt, reckte am
Weg eine Bettlerin, die ein hungerndes Kindlein im Arm trug, flehend ihre Hände zur Fürstin empor. Doch statt einer milden Gabe brach Frau Hitt höhnend einen Stein aus dem Fels und
reichte ihn der Bettlerin.
In ihrer Verzweiflung stieß nun die unglückliche Mutter einen furchtbaren Fluch aus, der sogleich in Erfüllung ging. Die hartherzige Königin wurde mit
ihrem Pferd in das bekannte Felsgebilde verwandelt, das als Wahrzeichen auf dem Kamm der Nordkette hoch über Innsbruck thront.
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