Geister und Schätze auf Leuchtenburg

Ein Traminer Bauer, der etwas vom Schatzheben verstand, kam um Mitternacht mit einer Wünschelrute zur Burg und grub lange vergebens an einer bestimmten Stelle. Da rollten zwei hölzerne Kegelkugeln auf ihn zu; der Schatzgräber steckte sie zu sich und machte sich nach ergebnisloser Suche auf den Heimweg. Die Kugeln wurden aber mit jedem Schritt schwerer und schwerer, so daß sie der Bauer in seinem Unmut wegwarf. Erst daheim fiel ihm ein, daß sich beim Schatzgraben oft wertlose Gegenstände in Gold verwandeln; er ging den Weg zurück, fand aber die hölzernen Kugeln nicht mehr.

In der nächsten Nacht wollte der Traminer sein Versäumnis gutmachen und fand sich wieder auf der Leuchtenburg ein. Dort gewahrte er einen unscheinbaren Pflug, den er auf die Schultern lud und heimtragen wollte. Schon nach einigen Schritten drückte ihn das Gewicht des Pfluges so sehr, daß der Schatzgräber nicht mehr weiterkonnte.

Zufällig kamen ein paar bekannte Bauern mit einem Wagen vorüber; sie luden den seltsamen Pflug auf, aber das Gerät war so schwer, daß auch die beiden Zugochsen den Wagen nur mit größter Mühe weiterbrachten. Vor dem Hause des Traminers angelangt, luden die Bauern den Pflug, der sich auf dem Weg in schweres Gold verwandelt hatte, ab und schleppten ihn in den Keller.

Am nächsten Morgen war der Traminer zwar der reichste Mann der ganzen Gegend, aber zum Skelett abgemagert; Haare und Bart waren ihm in der einen Nacht schneeweiß geworden. Der Schatz brachte seinem Besitzer kein Glück, sondern nur einen frühen Tod.

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