Zu mitternächtlicher Stunde soll es in den Ruinen von Vellenberg oft arg rumoren. Die Geister früherer Schloßbewohner, die einst in Saus und Braus und in Sünden
dahingelebt, werden lebendig und wandeln in altertümlicher Tracht durch die Hallen und Gemächer.
Wenn aber der Geist des Burgherrn den Humpen zum Munde führen will, um seinen Durst
zu löschen, fließt kein köstlicher Wein mehr aus dem Gefäß, so daß der zornentbrannte Geist den Humpen mitten in den Saal wirft, wo das Gefäß zerschellt. Auch wenn die übrigen Zecher aus
den vollen Schüsseln und Tellern sich laben wollen, zerfallen Speisen und Gerichte zu Staub und Asche. Treten dann die Rittersleute mit ihren Damen zum Tanz an, so grinsen bleiche
Totenschädel einander an, und morsches Gebein klappert im Takt unter den Gewändern. Erst mit dem Betläuten verschwindet der Spuk auf Vellenberg.
|