Schloß Maultasch

Auf Schloß Maultasch bei Terlan, auch Neuhaus genannt, hatte einst ein ungetreuer Diener der Landesfürstin Margarete Maultasch fünf goldene Kegel und eine Kugel entwendet und vergraben, um sie zu gelegener Zeit zum eigenen Vorteil zu verkaufen. Der Diener starb aber, bevor er sich an dem fremden Gut bereichern konnte, eines plötzlichen Todes, und seither hörte man oft, besonders in Quatembernächten, Geister in den Schloßruinen kegeln.

Dieser Goldschatz hat schon oft geblüht, aber keinem Menschen ist es bisher geglückt, ihn zu heben. Nur einem Hirtenknaben wäre es beinahe gelungen. Er hütete Schafe im verlassenen Schloßhofe und traf da eines Tages ein Edelfräulein, das sich die blonden Zöpfe flocht. Das Fräulein trug dem Knaben auf, er möge zur Nachtzeit zwischen elf und zwölf Uhr wiederkommen, dann könne er sein Glück machen, dürfe sich aber vor nichts, was ihm begegne, fürchten.

Der Hirte, der auch schon von dem goldenen Kegelspiel auf Maultasch gehört hatte, hoffte, den Schatz zu gewinnen, und stieg in der nächsten Nacht zum Schloßberg empor. Zuerst fuhr ein schwarzer, bissiger Hund auf ihn los, doch der Knabe kehrte sich nicht daran. Dann kam eine große Schlange gekrochen, die der Knabe mit einem hochgeweihten Skapulier in die Flucht schlug. Als aber gar ein häßlicher Drache feuerspeiend daherflog, getraute sich der Bub, gelähmt vor Entsetzen, doch nicht mehr weiter. Die Turmuhr schlug zwölf Uhr, ehe der Knabe die Schloßpforte betreten hatte; die Stunde und der Schatz waren verpaßt. Der unglückliche Hirte aber wurde eine Beute böser Geister; man fand nichts mehr von ihm als seinen zerrissenen Hut am Fuße des Schloßfelsens.

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