Sprechensteiner Sagen

Von einer anderen Edelfrau auf Sprechenstein berichtet die Sage, daß sie eines Nachts in Abwesenheit ihres Gemahls sechs Kindlein zugleich geboren habe, drei Knaben und drei Mädchen. In ihrem Schrecken über diesen reichen Kindersegen beschloß sie, fünf der Neugeborenen auszusetzen und nur einen Knaben zu behalten. Sie gebot der Amme, die fünf Kindlein gleich jungen Wölfen in den Burggraben zu werfen. Das Weib gehorchte und war schon im Begriffe, den Auftrag der herzlosen Mutter auszuführen, als ihr der heimkehrende Schloßherr begegnete.

Auf die Frage des Ritters, was sie da so verborgen trage, antwortete die geängstigte Frau: "junge Hunde." Da riß der Schloßherr der Amme die Last aus den Armen und fand zu seinem größten Erstaunen die neugeborenen Kindlein. Nun gestand die Amme alles. Der Ritter befahl ihr zunächst bei Verlust ihres Lebens strengstes Stillschweigen und übergab dann, ohne seiner Frau auch nur ein Wort zu sagen, die Kinder einem befreundeten Ritter zu sorgfältiger Erziehung.

tirolkarteklein