Spuk auf Hauenstein

Ein anderer Seiser ging einmal in der gleichen Absicht zum Schloß hinauf, fand aber nur einige große Adlerfedern vor dem Tor. Zum Spaß steckte er sich ein paar Federn auf den Hut und ging wieder heim. In seiner Stube machte der Bauer freilich große Augen, als hinter seiner Hutschnur statt der Adlerfedern ebenso viele silberne Löffel steckten.

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In jener Unglückszeit, als der Schwarze Tod auch das Mittelgebirge von Kastelruth und Seis heimsuchte, herrschten in der ganzen Gegend Jammer und Elend, nur auf dem Hauensteiner Schloß lebte ein Ritter mit seinen Kumpanen in Saus und Braus.

Eines Abends ritt ein Zug von Rittern und Edelfrauen zu Besuch hinauf nach Hauenstein, als am Weg eine alte, abgehärmte Frau bittend ihre Hände emporstreckte und den Ritter, der an der Spitze des Zuges sprengte, um eine milde Gabe anflehte. Von sechs Söhnen sei ihr keiner geblieben, klagte die Frau, drei waren auf Kriegsfahrten gefallen, die anderen drei wurden von der Pest hinweggerafft, erst gestern hatte die unglückliche Mutter ihren Jüngsten begraben.

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