Die prachtvolle Ausführung des Turmhelms trug Meister Lutz nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch den Neid eines seiner Gesellen ein, den das Glück des Meisters nicht ruhen
ließ.
Lutz pflegte an jedem Morgen das Baugerüst am Turm zu besteigen, um überall vor Arbeitsbeginn nach dem Rechten zu sehen. Diesen wackeren Brauch nützte sein haßerfüllter
Neider zu einem teuflischen Anschlag. An einer der gefährlichsten Stellen des Gerüstes sägte der Tückische in stiller Nacht heimlich ein Brett bis auf ein kleines Stück durch, damit Lutz,
wenn er am nächsten Morgen die Planke beträte, in die Tiefe stürze.
Die fiebernde Spannung des bösen Gewissens trieb aber den Gesellen selbst noch vor Morgengrauen über die
senkrechten Leitern empor, um das angesägte Brett zu prüfen. Im Dämmerlicht setzte er seinen Fuß auf die Stelle, ein stärkerer Tritt, das Brett krachte entzwei, und der Unselige stürzte
kopfüber in die Tiefe. Als Lutz kurz darauf seinen Morgengang antrat, fand er den zerschmetterten Leichnam des Gesellen am Fuße des Turms.
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