Wichtelen im Stubai

Als im Mittelalter der Schwarze Tod durchs Land zog, kam er auch ins Stubaital und raffte nach und nach die ganze Einwohnerschaft hinweg, so daß die Pestleichen vor der Telfeser Pfarrkirche, damals der einzigen des Tales, bis zum Ende des Dorfes gehäuft an der Straße lagen.

Die verheerende Seuche ließ nur zwei alte Leutchen unberührt, die eines Tages betrübten Herzens vor ihrem Anwesen in Neustift saßen und sich keinen Rat wußten, was sie in solchen Elendszeiten anfangen sollten. Da kam ein Wichtelmännlein zu ihnen und sang:

"I bin so grau und bin so alt, Denk Spitzwies' neunmal Wies' und neunmal Wald; Eßt Kranebitt und Bibernell, Dann packt enk der Tisel nöt so schnell!"

Dem Rat des Männleins folgend, aßen die beiden Leute Kranebittbeeren und Bibernell und blieben auch weiterhin von der Ansteckung verschont. Das Wichtele hatte die alten Leute liebgewonnen, kam öfters zu ihnen in den Heimgart und gab ihnen manchen guten Rat für Haus- und Feldwirtschaft.

tirolkarteklein