Wie die Wasserjungfrau gefangen wurde

Der Wiesbauer von Sarnthein säumte Heu über das Putzenjoch nach Mölten. Dabei kam er jedesmal in der Nähe des Joches bei einem großen Weiher vorbei, an dessen Ufer der Bauer schöne Jungfrauen gewahrte, die aus der Tiefe des Wassers auftauchten und in der benachbarten Wiese sich mit Tanz und Spiel belustigten. Hörten die Wasserfeen den Hufschlag der Pferde, dann sprangen sie allerdings gleich wieder in den Teich, da sie sich den Menschen nicht gerne zeigten.

Den Bauer plagte nun die Neugierde, eine solche Wasserjungfrau in der Nähe zu sehen oder gar für seinen Haushalt zu gewinnen, denn er wußte wohl, daß soldie Wesen jedem Hof Segen bringen. Da gab ihm einmal der Leberbauer in Flaas, der in allerlei geheimen Künsten bewandert war, folgenden Rat: “Wenn du eine solche Jungfrau fangen willst, rnußt du mit zwei schwarzen Ochsen, die kein einziges weißes Härchen tragen, hinauffahren. Laß deinen Knecht mit diesem Gespann in der Nähe der Putzenwiese warten, du selbst aber versteckst dich in einem Gebüsch am Weiher. Steigt nun eine Jungfrau aus dem Wasser, so springst du hin und wirfst ihr einen geweihten Rosenkranz um den Hals, dann kommt sie dir nimmer aus. "

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