Wie die Wasserjungfrau gefangen wurde

Auf dem nächsten Bozner Viehmarkt kaufte der Wieser zwei kohlsdiwarze Öchslein, trieb sie mit seinem Knecht auf das Putzenjoch und verbarg sich selbst zur Dämmerzeit im Gebüsch am Weiher. Bald rauschten die Wellen, mehrere bildschöne Jungfrauen tauchten auf und stiegen ans Ufer. Mit einem Satz sprang der Bauer aus seinem Versteck, erhaschte eines der Mädchen bei den Haaren und warf ihm seinen Rosenkranz über den Kopf. Während die anderen Jungfrauen wehklagend in den Teich flüchteten, bat die Gefangene den Bauern auf den Knien um Befreiung und bot ihm einen Hut voll Gold als Lösegeld an.

Der Bauer ließ aber die schöne Beute nicht mehr los, band die Jungfrau auf das Fuhrwerk mit den zwei schwarzen Ochsen und führte sie heim auf den Wieserhof. Dort diente nun die Weiherjungfrau als Dirn treu und fleißig viele Jahre und brachte ihrem Dienstgeber Segen und Wohlstand.

Eines Tages ritt der Bauer wieder am Putzenweiher vorbei. Da näherte sich eine Wasserjungfrau und rief ihm zu: "Sag der Tille, der Mann sei gestorben!"

Als der Wieser diesen Auftrag daheim seiner Dirn ausrichtete, ging die Jungfrau weinend in ihre Kammer, packte ihre Siebensachen, nahm vom Bauer für immer Abschied und kehrte in ihr Feenreich zurück.

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