Die Glocken von der Haselburg

Schon wollte der Kuehbacher in jäher Aufwallung die Hand gegen seine Frau erheben, da ertönte durch die geöffneten Fenster des Saales das Aveläuten vom Bozner Pfarrturm. Die Zaubermacht der silbernen Glockenstimmen, die ihren Wohlklang den Schätzen des Ritters verdankten, erweichte das Herz des Schloßherrn, so daß er in dem Geschehenen die Fügung Gottes erkannte und fortan an der Seite seiner Gattin ein dem Wohltun und der Nächstenliebe geweihtes Leben führte.

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Eines Nachts schritt ein alter Bauer den Weg durch den finsteren Wald empor zur Haselburg. Als er auf die in der Nähe des Schlosses gelegene große Wiese kam, begegnete ihm ein gespenstiger Zug. Vier Männer ohne Kopf trugen auf dunkler Bahre einen enthaupteten Leichnam; voran schritt ein kopfloser Laternenträger. Als sich der Bauer entsetzt bekreuzigte, verschwand der Zug im nächsten Gebüsch.

Wahrscheinlich waren es Geister hingerichteter Verbrecher, denn auf der Hasladier Wiese soll in alter Zeit eine Gerichtsstätte bestanden haben.

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