Im burgenreichen Etschland ragen die Ruinen des Schlosses Greifenstein gegenüber von Hocheppan aus steilem, fast unzugänglichem Fels wie die verstümmelten Finger einer
Schwurhand. Wohl keine andere Südtiroler Burg ist von Sagen so dicht umsponnen wie Greifenstein.
Der Name der Burg soll von einem Vogel Greif stammen, den in alter Zeit die Ritter
auf dem Schlosse hielten. Das Tier trug gewaltige Flügel, die einen ganzen Acker überschatteten, und Krallen, stärker und schärfer als Eisen und Stahl. Mit seinem Schnabel knickte der
Vogel dicke Eisenstangen wie Strohhalme. Dieser wilde Vogel wurde von den Rittern zum Raub abgerichtet, flog von der Burg ins Tal nieder, sobald sich ein Fuhrmann mit seinem Gefährt
nahte, ergriff mit seinen Klauen Roß und Wagen und trug die Beute durch die Luft auf die Burg.
|