Kaiser Max als Jäger

Kein Tiroler Landesfürst ist so volkstümlich geworden und lebt so lange im Gedächtnis des Volkes wie Kaiser Maximilian 1., der am liebsten in den Tiroler Bergen weilte, wo er seinem Hauptvergnügen, der Jagd, nach Herzenslust sich widmen konnte. Heute noch zeigt man da und dort Ruinen jener Schlösser und Jagdplätze, die der letzte Ritter" mit Vorliebe besucht hat; fast alle Sagen um Kaiser Max gelten dem fürstlichen Weidmann.

*

Sein berühmtestes Abenteuer bestand Max auf der Martinswand bei Zirl. Eines Tages hatte sich der kühne Fürst auf der Gemsjagd so weit in den senkrecht abfallenden Felsen der Martinswand verstiegen, daß er nicht mehr vor noch zurück konnte und nur auf einem schmalen Felsvorsprung kümmerlichen Halt fand. Zwei Tage und zwei Nächte hoffte der Kaiser vergebens auf Rettung; er sah wohl im Tal bei Martinsbühel seine Getreuen angstvoll sich versammeln, aber keiner wagte es, den Kaiser aus der unzugänglichen Felswand zu befreien.

Als Max jede Hoffnung schwinden sah, wollte er sich als guter Christ wenigstens auf den Tod vorbereiten und bat durch Zeichen, die er ins Tal hinabsandte, man möge ihm das Höchste Gut von der Tiefe aus noch einmal zeigen. In feierlicher Prozession brachte der Pfarrer von Zirl den Leib des Herrn in goldstrahlender Monstranz nach Martinsbühel und segnete damit den hoch oben in der Martinswand knienden Kaiser.

tirolkarteklein