Oberhalb des Achselkopfes am Brandjodi lag in alter Zeit eine Silbergrube, die so reiche Erzbeute ergab, daß die Knappen, dreizehn an der Zahl, eines Tages von den
Allerheiligenhöfen ein mit vier Ochsen bespanntes Fuhrwerk bestellen mußten, um einen großen Klumpen Silbererz ins Tal zu bringen. Im Knappenwirtshaus "Schlaggar" zu Hötting,
dem späteren "Bärenwirt" in der Schneeburggasse, kehrten die Burschen ein und ließen es sich in ihrem Obermut besonders wohl sein. In vorgerückter Stunde kam einem der
frevIerische Gedanke, den Silberklumpen mit Wein zu taufen. Gesagt, getan; trotz der Mahnung eines der Knappen, dem vor dem Frevel graute, gingen die zwölf Kumpane daran, den
Silberklumpen mit Rebenblut zu taufen, so daß der vergossene Wein in den Mühlbadi rann.
Nach der "Taufe" fuhren die Knappen weiter nach Hall zur Silberschmelze; doch
siehe, im Hochofen wallte das geschmolzene Erz so mächtig auf, daß der Ofen zersprang und mehrere Schmelzknechte getötet wurden. Die Knappen aber focht dies nicht weiter an, sie zogen
zurück zum Knappenwirtshaus nach Hötting, wo inzwischen der Wirt, der den Wein zur Silbertaufe geliefert hatte, eines jähen Todes gestorben war. Unbekümmert darum zechten und schlemmten
die Knappen weiter, steckten sich Bratwürste statt Federn und ausgeschnittene Brotscheiben statt Gemsbärte auf die Hüte, ja sie hefteten sogar gebackene Schmalzküchel statt Rosetten auf
ihre Schnallenschuhe.
Solcher Frevel rief Unheil auf die Silbertäufer herab. Kaum waren die zwölf Knappen wieder zur Arbeit in den Silberstollen eingefahren, stürzte das ganze
Bergwerk mit Donnerkrachen ein und begrub die Gottlosen unter den Erztrümmern.
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