Sonnenburger Sagen

Eine Benediktinerin vom Kloster Sonnenburg kam einst schuldlos in den Verdacht, das Gelübde der Keuschheit gebrochen zu haben. Die Abtissin hielt strenges Gericht, die Nonne wurde schuldig gesprochen und zur Strafe über die Ringmauer des Klosters in die Tiefe gestürzt. Doch der Himmel schützte die Unschuldige; die starken Aste einer Birke fingen die Schwester auf, so daß sie unversehrt blieb. Die Gerettete kehrte nicht mehr in das Sonnenburger Kloster zurück, sondern lebte fortan als Einsiedler in einer nahen Felsenhöhle und starb im Ruf der Heiligkeit.

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Auf dem linken Rienzufer, gegenüber von Sonnenburg, befindet sich in einem Wald die Begräbnisstätte österreichischer Soldaten, die in den Kämpfen früherer Jahrhunderte gefallen sind und dort begraben wurden. Zu gewissen Zeiten steigen um Mitternacht die Geister der Soldaten aus den Grüften, während von den Klosterruinen herab gespenstergleiche Nonnen wandeln. Erst wenn die Turmuhr von St. Lorenzen die erste Morgenstunde schlägt, verschwindet der geisterhafte Spuk.

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