Theophrastus Paracelsus in Tirol

Als Paracelsus die Wirkung des Giftes in seinem Körper verspürte, schloß er sich in sein Schlafgemach ein und befahl seinem Diener, die Tür nicht vor Ablauf von fünf Tagen wieder zu öffnen. Als der Doktor allein war, fing er eine Kreuzspinne, nahm sie in den Mund und verschluckte sie, damit das Tier das Gift wieder aus dem Magen heraufziehe. Nach einiger Zeit hatte die Spinne das ganze Gift gesammelt und war damit schon wieder bis zur Kehle des Paracelsus heraufgekrochen, da öffnete der neugierige Diener um einen Tag zu früh die Türe. Die Spinne ließ das Gift sogleich wieder fließen, und Paracelsus wußte, daß nun auch gegen seinen Tod kein Kraut mehr gewachsen war. Er gab dem Diener ein kleines hölzernes Büchslein und befahl ihm, es auf der Innbrücke in den Fluß zu werfen und gut aditzugeben, was dann im Wasser geschehe. Der Diener tat, wie ihm befohlen, warf das Büchslein in den Inn und sah, daß sich im Wasser ein goldgelber Streifen bildete. Als er dies seinem sterbenden Herrn meldete, war Paracelsus zufrieden, denn seine wundertätige Goldtinktur, auf die es seine Feinde, die Arzte, ganz besonders abgesehen hatten, war ihnen nun für immer entzogen.

Am Leichenbegräbnis des berühmten Doktors nahm eine große Menge Volkes aus dem ganzen Lande teil, denn alle, denen er je Gutes getan oder die er geheilt hatte, waren gekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

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