Das Bergmännlein auf der Nordkette

Die gewaltige Felsenmauer, welche das Landschaftsbild Innsbrucks gegen Norden abschließt, der erste der vier Gebirgszüge des Karwendels, die sogenannte Nordkette, ist reich an Sagen von Bergmännlein, Kasermandln, Nörggelen und Almbutzen.

Da hauste einst auf der Umbrückler Alm ein meeraltes Mandl, das Kindern und guten Leuten gegenüber recht zutraulich und freundlich war, das aber arg bös werden konnte, wenn man es neckte. Einmal schickte eine arme Frau aus der Höttinger Au ihre beiden Kinder in den Wald oberhalb des Dorfes, um Holz zu klauben. Es war schon Spätherbst, und die Kinder vertieften sich so in ihre Arbeit, daß sie kaum merkten, wie es zu schneien begann und sich die Dämmerung über das Land senkte. Immer dichter fielen die Flocken, immer finsterer wurde es; die armen Kinder fanden nicht mehr den Heimweg und wußten sich im unheimlichen Wald nicht zu helfen. Endlich gelangten sie nach langem Umherirren auf die Umbrückler Alm und suchten dort in der Sennhütte Unterkunft vor dem bösen Wetter. Zu ihrer Verwunderung trafen die Kinder in der Hütte ein kleines Männlein, das ihnen freundlich zusprach, sie einlud, sich am Feuer zu wärmen, und ihnen ein schmackhaftes Rahmmus kochte. Als die Kinder baten, das Männlein möge ihnen den Heimweg zeigen, warnte der gute Geist die Kinder, bei diesem Wetter noch ins Tal zu steigen, sie mögen sich nur im Heu ein warmes Bettlein machen und ruhig schlafen, morgen werde er sie darin gerne ein Stück des Weges geleiten.

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