Rittner Hexensagen

Der Ritten ist ein Lieblingsplatz der Hexen, die in Pfinztagnächten oder an Vorabenden von Sonn- und Feiertagen von weit und breit durch die Luft herbeieilen, um auf dem Rickermoos bei Wangen, auf dem Roßwagen am Joch, am liebsten aber auf dem Pirchboden oberhalb von Lengstein, sich bei wildem Tanz, Spiel und Schmaus zu unterhalten.

Ein junger Unterinntaler liebte einst ein Mädchen, das als Hexe einen Schlüssel besaß, der jedes Schloß aufsperrte. Das Mädl raubte mit Hilfe des Schlüssels aus den Vorratskammern der Bauern Butter und Schmalz in Hülle und Fülle und lieh den Schlüssel auch ihrem Bräutigam zu gleichem Zweck.

Eines Abends lud die Hexe den Burschen ein, mit ihr auf das Stadleregg, einen Hexenplatz bei Unterinn, zu fahren. Als der Bursche um Mitternacht aufstand, um der Einladung zu folgen, stand plötzlich ein grünes Männlein mit einer großen Fackel in der Hand da und versprach ihm die Kenntnis geheimer Künste, wenn er nur seinen Namen mit Blut auf ein Pergament schreibe. Der Bursche ließ sidi überreden, unterschrieb, erhielt nun einen gleichen Schlüssel wie seine Braut und wurde von dem Männlein auch in andern Zauberkünsten unterwiesen.

Auf dem Stadleregg mißfiel dem Unterinner das höllische Treiben der Hexen derart, daß er eilends wieder heimlief. Sein Liebchen wurde über seine Flucht aber so zornig, daß es ihm durch Hexerei das rechte Bein lähmte, so daß der Bursche zeitlebens hinken mußte.

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