Wallfahrt Maria Weißenstein

Beim Goldeggerbauern in Leifers diente einst eine Magd, die mit einer ihrer Freundinnen eine Wallfahrt nach Weißenstein gelobt hatte. Aber die beiden Mädchen vergaßen bald das Versprechen; die Freundin der Goldeggerdirn übersiedelte später ins Unterland und ließ selten mehr etwas von sich hören.

Eines Nachts klopfte es an das Tor des Goldeggerhofes. Als die Dirn erwachte und öffnete, stand ihre Freundin draußen und lud dringend zur Wallfahrt nach Weißenstein ein. Das Mädchen schlüpfte flink in die Kleider und wanderte in der mondhellen Nacht mit seiner Begleiterin den steilen Berg hinan. Die Freundin betete ununterbrochen den Rosenkranz, sprach aber sonst kein Wort. Bei der obersten Wegkapelle war auf einmal die Vorbeterin verschwunden, und die Leiferer Dirn, der dies nicht ganz geheuer schien, ging allein betend weiter. In Weißenstein angekommen, fand sie zu ihrem höchsten Erstaunen die Freundin schon kniend vor der Kirchenpforte. jetzt wollte die Dirn ihre Freundin anreden, die war aber beim ersten Klang des Betläutens plötzlich verschwunden wie ein Nebelhauch.

Nun ahnte die Leiferin, daß ihrer Freundin etwas zugestoßen sei; sie opferte mehrere heilige Messen am Gnadenaltar für die armen Seelen und machte sich dann auf den Heimweg. In Leifers fand sie die Trauerbotschaft vor, daß die Freundin in der vergangenen Nacht im Unterland verschieden sei.

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