Der Lauterfresser

Natürlich fehlte der Lauterfresser auch nie bei den Hexenfesten auf dem Schlern, auf der Villnöser Alm, auf der Antholzer Alm und beim Radlsee. Man erzählt auch, daß der Unheimliche manchmal Bauernkinder verschleppt und zu diesen Hexengelagen geführt habe. In Lüsens soll er einst in Gestalt eines rätselhaften Tieres einen kleinen Bauernbuben aus der Wiege entführt und gegen Rodenegg hinausgetragen haben, wo der Zauberer das Kind, weil es furchtbar schrie, in einem Dornbusdi liegenließ.

Der Lauterfresser konnte sich, ganz nach Lust, in irgendein Ding verwandeln und die verschiedenen Gestalten annehmen. Einst stand er als gewöhnlicher hölzerner Stock am Wege, als ein Glashändler vorüberkam, der ein wenig ausruhen wollte und seinen mit Gläsern gefüllten Kasten auf den Stock stellte. Kaum hatte der Händler die Stütze berührt, so verschwand der Stock plötzlich; der arme Kerl fiel mit seiner Ware, die in tausend Scherben zersplitterte, zur Erde.

Als sich der Händler mit jammern und Schelten erhob, stand an der Stelle, wo früher der Stock war, ein schöner Stier, den der Händler als Schadenersatz mitnahm und auf dem Brixner Markt gut verkaufte. Der Käufer trieb das stolze Tier voll Freude nach Hause, doch kaum stand der Stier im Stall, so verwandelte er sich in eine große Fliege, die davonflog, so daß der betrogene Bauer das Nachsehen hatte.

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