Tag um Tag ritten der Berner und seine Getreuen nordwärts, bis sie am Zusammenfluß von Etsch und Eisack zum erstenmal aus dem Hintergrund der Täler den Rosengarten leuchten
sahen. Begeisterung und Kampfeslust beflügelte die Recken, die nach langem Ritt durchs unwirtliche Gebirge endlich an dem goldenen Pförtlein des Gartens hielten. Während Dietrich in
Staunen über die Pracht der Rosen versunken war, verhieb der ungeduldige Wittich mit einem Schlag seines Schwertes die goldenen Fäden, trat in rohem Ungestüm das goldene Türlein in den
Boden, köpfte die herrlichen Rosen und zerstampfte blindwütig den Gartengrund.
Da sprengte auch schon auf weißem Rößlein König Laurin heran, in Gold gewappnet und gerüstet und
bebend vor Zorn über den Frevel, der an seinen Rosen geschehen. Mit zürnenden Worten warf er den beiden Recken die Untat vor und forderte von ihnen als Vergeltung Hand und
Fuß.
Dietrich wies solch grausames Verlangen ab, bot aber Laurin reiche Goldund Silberspenden, um seinen Zorn zu besänftigen. Doch der Zwerg bestand auf seiner Forderung. Nun griff
Wittich trotz der Warnung Dietrichs zu den Waffen; er führte einen gewaltigen Schwerthieb gegen Laurin, verfehlte aber sein Ziel und wurde selbst vom ersten Speerstoß des kleinen Königs
aus dem Sattel geworfen. Schon stürzte sich Laurin auf seinen Gegner um ihm Hand und Fuß abzuhauen, da fiel Dietrich dem Zwergenfürsten in den Arm, da er solche Schmach seines Freundes
nicht dulden wollte.
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