Jetzt wandte sich der streitbare Laurin gegen den Gotenkönig, und nun begann ein heißer, ungleicher Kampf. Denn plötzlich wurde Laurin unsichtbar; der Zwerg hatte sich die
Tarnkappe über den Helm gestülpt, daher trafen Dietrichs Schwertstreiche nur mehr die leere Luft. Erbittert warf der Berner seine Waffe zu Boden und begann mit dem Unsichtbaren zu ringen.
Schon ermattete der Held, da erfaßte seine Hand ganz von ungefähr die Tarnkappe Laurins, riß sie ab, und nun stand der Kleine wieder sichtbar vor Dietrich. Im gleichen Augenblick packte
der Berner den Zwerg um die Mitte, schwang ihn am Zaubergürtel in die Luft und schmetterte Laurin zu Boden, so daß der Gürtel zerbrach und in Dietrichs Händen blieb 1.
Jetzt,
da seine übernatürlichen Kräfte von ihm gewichen, lag Laurin kraftlos am Boden und flehte seinen Bezwinger um Schonung an. Doch der kampfesheiße Dietrich hätte den Zwergenkönig getötet,
wenn nicht Ditleib, der die geliebte Schwester ohne den Zwerg nie zu befreien hoffen durfte, den Berner um Gnade für Laurin gebeten hätte.
1 Diese Kampfesszene hatten die Bozner Bildhauer Kompatscher und Winder in dem herrlichen Laurinsbrunnen künstlerisch gestaltet, der einst die Bozner
Wassermauerpromenade an jener Stelle schmückte, von der aus sich der schönste Blick auf den Rosengarten öffnet.
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