Laurin lud seine Gäste zu Tisch, hieß sie die schweren Rüstungen ablegen und als Ersatz kostbare Gewänder anziehen. Arglos tafelten die Helden und ahnten nicht, daß der
tückische Zwerg ihnen betäubende Säfte in den Trank gemischt. Einer nach dem andern, zuletzt auch Dietrich, sanken, von der Kraft des Weines überwältigt, zur Erde. Laurin ließ nun
triumphierend die wehrlosen Helden fesseln und in einen Kerker werfen; ihre Waffen verwahrte er in einem abgelegenen Gemach.
Diese arge Tat berichtete ein treuer Zwergdiener
heimlich Kühnhilden. Sogleich entschloß sie sich, den Bruder und die Freunde aus schmachvoller Haft zu befreien. Kühnhilde eilte zum Kerker, öffnete sein verriegeltes Tor und löste
zunächst die Fesseln Ditleibs. Inzwischen war auch Dietrich aus seiner Betäubung erwacht und fühlte sich, zum ersten Male in seinem Leben, in Banden. Da schlug der Zorn des Berners in
hellen Flammen aus seinem Munde, so daß die ehernen Fesseln an Händen und Füßen schmolzen. Ditleib hatte inzwischen mit Kühnhildes Hilfe die Waffen der Recken herbeigetragen, und nun
umgürtete Dietrich sich und seine Freunde, um an dem verräterischen Zwergvolk blutige Rache zu nehmen.
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