Noch aber war Dietrichs Kampfeslust nicht erloschen; unmutsvoll wandte er sich gegen Ditleib, und schon kreuzten die beiden Recken ihre Klingen, als Hildebrant, Wolfhart
und Wittich die Kämpfenden trennten und zur Eintracht mahnten. Als nun auch Laurin seine kleinen Hände den siegreichen Gegnern zur Versöhnung reichte und sie zum Besuch seines
KönigsSchlosses einlud, herrschte nach. heißem Streit wieder Frieden im Rosengarten.
Unter der Führung des Zwergenkönigs traten die Recken durch eine Felsenpforte ein in das
wunderbare Reich Laurins. Herrlich prangte im Innern des Berges der Thronsaal, aus Marmor, Gold und edlen Steinen erbaut. Laurins Gefolge, zierlich gewappnete Zwergenritter und kleine
Edelfrauen, begrüßten die Berner Helden nach höfischer Sitte. Und dann trat aus goldener Tür Kühnhilde hervor, prächtig geschmückt als Braut des Zwergenkönigs. Als die Maid Ditleibs unter
den Gästen erblickte, flog ein Leuchten über ihre Züge, sie umarmte den geliebten Bruder und klagte ihm unter Tränen ihr Leid. Wohl werde sie im Zwergenreich als Königin geehrt, Laurin
erfülle ihr jeden Wunsch; sie aber könne des kleinen Fürsten Liebe nie erwidern und sei daher trotz aller Pracht und Herrlichkeit im tiefsten Herzen glücklos.
Leise versprach
Ditleib der teuren Schwester die Befreiung, doch gebot er ihr vorerst strenges Stillschweigen.
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